Barber & Menotti

Samuel Barber & Gian Carlo Menotti
in St. Wolfgang


1936 schuf der amerikanische Komponist Samuel Barber in St. Wolfgang sein einziges Streichquartett, während Gian Carlo Menotti, sein Lebensgefährte, hier Anregungen für seine Oper „The Medium“ fand. 1938 arbeitete Barber den zweiten Satz dieses Quartetts zum berühmten „Adagio for Strings“ um. Im selben Jahr flüchteten zahlreiche Künstler wie Max Reinhardt und Komponisten wie Ernst Krenek nach dem sogenannten „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich in die USA, wo sie als Emigranten in der Heimat Barbers Fuß zu fassen und weiterhin kreativ tätig zu sein versuchten.


In Philadelphia, im berühmten Curtis Institute of Music, trafen 1928 zwei junge, talentierte Komponisten erstmalig zusammen. Gian Carlo Menotti, in Norditalien am Luganersee geboren, und Samuel Barber, aus einer renommierten Familie in Pennsylvania gebürtig. Aus dieser Begegnung entwickelte sich eine Berufs- und Lebenspartnerschaft, die das amerikanische und globale Musikleben außerordentlich bereichern sollte. Samuel Barber begann bereits als Neunjähriger zu komponieren, als 12-Jähriger wurde er Organist der Presbyterian Church seines Geburtsorts West Chester, als 14-Jähriger Student des Curtis Institute, wo er als Sänger, Dirigent ( bei Fritz Reiner ) und als Komponist bei Rosario Scalero ausgebildet wurde, der – wie auch sein Mitstudent Menotti – erst kurz davor aus Europa nach Amerika gekommen war. Früh mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, erhielt Barber Stipendien für mehrere Studienaufenthalte in Europa, so in Rom ( 1935 – 1937 ) und auch in Wien, einer Stadt, die den jungen Komponisten in vielfacher Weise inspirierte. In einer Zeit, als sich die politische Landschaft in Österreich und Deutschland verdunkelte und immer mehr bedeutende Künstler und Künstlerinnen zur Flucht gezwungen waren, konnten Barber und Menotti alljährlich ausgedehnte Reisen durch Italien, Österreich und die Schweiz unternehmen und auch lange „Sommerfrischen“ in St. Wolfgang genießen.

So bewohnten sie das kleine Haus im St. Wolfganger Ortsteil Au 1935, vom 15. Mai bis zum 1. November 1936 und noch im Sommer 1937. In dieser Zeit entstanden Werke wie die Symphony in One Movement, die 1937 als erstes Werk eines Amerikaners bei den Salzburger Festspielen aufgeführt wurde, die Lieder op. 10 und auch das Streichquartett op. 11, dessen langsamer Satz zum berühmten Adagio for Strings bearbeitet, von Toscanini 1938 zur Uraufführung gebracht wurde.

In Rom und St. Wolfgang 1936 komponiert, ist Barbers Streichquartett op. 11 ein Einzelwerk – ein weiteres Quartett blieb 1947 unvollendet. Sein zweiter Satz, das Adagio, ist jene Komposition, mit der er endgültig Weltruhm erlangen sollte. Auf einen fast klassisch anmutenden ersten Sonatensatz folgend, nimmt das Adagio ( in einer BBC-Umfrage zum „traurigsten klassischen Musikstück“ gewählt ) die zentrale Stelle ein, gefolgt bloß von einem knappen, reprisenartigen Finale. Barber – von der besonderen Bedeutung des Mittelsatzes überzeugt ( „it is a knockout!“ ) – arrangierte selbst eine Fassung für Streichorchester, die 1938 mit einer im Radio übertragenen Uraufführung und einer Welttournee durch Arturo Toscanini berühmt wurde. 1967 erstellte Barber noch eine Fassung für gemischten Chor ( „Agnus Dei“ ). In der solistischen „Urfassung“ für Streichquartett erschaffen die Melismen des Adagio durch ihre nie gebrochene Ruhe eine ganz besondere Aura.

Martin Haselböck


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